“Man muss seine Träume zulassen” – Angelika über den Mut zur Veränderung 

Angelika wagt den Sprung ins Ungewisse und lässt sich noch einmal neu ausbilden – zur Massagetherapeutin. Es war ein Traum, der Zeit brauchte, um zu reifen und endlich in Erfüllung zu gehen.

Die Bedeutung von Geduld und Glauben

Manche Wünsche im Leben erfordern Geduld. Sie wollen in unserem Innern genährt werden, in Ruhe heranwachsen. Und sie stellen uns immer wieder auf die Probe, ob wir wirklich gewillt sind, an sie zu glauben. Aber irgendwann kommt der Moment, an dem wir bereit sind, Mut zu fassen und unsere Träume Wirklichkeit werden zu lassen.

So ist es auch bei Angelika. Seit über 20 Jahren arbeitet sie mit Kindern, neun Jahre davon im Kindergarten, anschließend übernimmt sie die Leitung der Schulkindbetreuung. Sie ist glücklich mit ihrer Arbeit.

Ein neuer Anfang in fortgeschrittenem Alter

Doch in einem Alter, in dem sich andere schon auf den Ruhestand freuen, erfindet sich Angelika noch einmal neu. Sie ist 58 Jahre alt, als sie die Türen zu ihrem eigenen, kleinen Studio öffnet, das sie liebevoll ihr Massagestübchen nennt.

Den Wunsch, Massage zu ihrem Beruf zu machen, verspürt sie schon eine Weile: “Ich hatte es schon lange im Kopf, es war mein Traumkind, aber ich habe mir nie zugetraut, es zu verwirklichen”, sagt Angelika.

In ihrer Freizeit geht sie selbst regelmäßig zur Fußreflexzonenmassage. Sie erfährt immer wieder am eigenen Körper, wie nachhaltig und wohltuend die Behandlungen sind: “Ich weiß selbst, was eine Massage bewirken kann. Es tut einfach gut, man kann abschalten … Man kommt ein bisschen aus der Hektik, aus dem Stress”, erklärt Angelika. Für sie ist es jedes Mal ein kleiner Anstoß, der den Gedanken, sich beruflich in diese Richtung zu orientieren, erneut aufleben lässt.

Unterstützung aus dem Umfeld

Auch von ihrem Umfeld wird sie bestärkt. “Meine Heilpraktikerin hat mich immer ein bisschen angestupst. Sie hat immer zu mir gesagt, da schlummert so ein Traum von Selbstverwirklichung, den ich einfach mal zulassen soll”, so Angelika.

Es ist der Alltag, der sie immer wieder einholt und ihre Träume in den Hintergrund drängt. Mal fehlt das nötige Kleingeld, weil der Hausbau ansteht oder einfach die Zeit. “Ich denke, dass es nie zu spät ist, seine Träume zu verwirklichen und man muss seine Träume zulassen, sonst unterdrückt man ja immer irgendetwas … Wenn man immer etwas Bestimmtes umsetzen möchte oder sich trauen möchte und es nicht tut, dann leidet man irgendwann darunter”, so Angelika. 

Die Kraft der ersten Schritte

Eines Nachts liegt Angelika schlaflos im Bett, das “Kopfkino” sei präsent gewesen, sagt sie. Schließlich bringt sie die innere Unruhe dazu, aufzustehen und noch einmal im Internet nach einem Massagekurs zu suchen.

“Irgendwie habe ich dann schon gedacht, wenn nicht jetzt, dann mache ich es nie”, gesteht sie.

Als sie auf die Massageschule Fay stößt, geht alles ganz schnell. Sie notiert sich alle Informationen und schon wenige Tage später geht sie den ersten Schritt und nimmt Kontakt mit der Kursleiterin Daniela Schweizer auf.

Es folgt ein Besuch in der Schule, um sich zu vergewissern: “Ich wollte einfach sichergehen, dass ich gut aufgehoben bin”, berichtet Angelika. Doch nach kurzer Überlegung sei ihr klar geworden: “Wenn ich das machen will, dann jetzt. Und dann habe ich mich auch angemeldet”, erzählt sie und ihre Stimme klingt plötzlich kraftvoll und entschlossen.

Sie habe Zeit gebraucht, um sich persönlich zu entwickeln, sagt Angelika. Sie geht ihren Weg behutsam, aber ihr neues Ziel hat sie stets vor Augen.

“Bevor der Kurs losging, da war auch so viel, also privat und bei der Arbeit und da hatte ich fast gar nicht die Kraft, den Kurs zu besuchen. Und dann habe ich aber gedacht, ‘Jetzt Augen zu und durch! Jetzt war ich schon so mutig und jetzt mach ich's auch.’ Und das war wirklich eine gute Entscheidung”, sagt sie und lacht.

Die Ausbildung in der Massageschule habe sie bestärkt, ihrem Weg in diese noch unbekannte Richtung zu folgen. Der Unterricht habe ihr “die edenken und die Angst genommen".

Immer wieder gibt es kleine Momente auf ihrer Reise der Selbstentfaltung, die sie zögern lassen. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung kehrt die Unsicherheit zurück, doch Angelika stellt sich erneut der Herausforderung: “Ich habe den Kurs jetzt gemacht. Dann muss ich die Chance auch nutzen.”

Sie möchte andere dazu inspirieren, ebenfalls etwas für sich selbst zu tun. Schließlich ist es genau diese bereichernde Erfahrung, die Angelika macht, als sie endlich Vertrauen in sich selbst fasst und ihren lang ersehnten Wunsch in die Tat umsetzt: “Es fühlt sich schon gut an, dass ich mich endlich getraut habe und ich sage mal, ins kalte Wasser gesprungen bin.” 

Neugier auf das Unbekannte

Zu ihrer Arbeit mit Kindern sei es eine Art “Gegenpol”, wie sie es nennt. “In der Schulkindbetreuung geht es ja manchmal laut zu. Da wird gespielt, gebastelt, getobt”.

Eine Massage sei da ganz anders: Gemütlichkeit, ein warmer Tee, sanfte Musik und warme Öle. “Da kommt man gut zur Ruhe. Auch wenn ich massiere, komme ich selbst zur Ruhe durch die Stille", sagt sie begeistert und ergänzt: “Ich möchte den Menschen etwas geben, eine kleine Auszeit, weil unsere Arbeitswelt ja schon viel abverlangt.”

Die Erfahrung, sich nun getraut zu haben, hat etwas in ihr ausgelöst. Sie scheint aus einer neuen Kraftquelle zu schöpfen, die sie mutiger durchs Leben gehen lässt.

“Bei mir braucht es vielleicht manchmal eine Weile, bis ich was wirklich umsetze. Aber wenn ich es umsetze, dann gebe ich auch 100 Prozent”, sagt sie und fügt hinzu: “Es fühlt sich an wie eine aufregende Reise.

Ich habe mit Stefan Fay auch die Website gemacht, die Flyer und die Visitenkarten. Es ist ja auch so spannend, wenn das dann alles Form annimmt.”

Ihr wichtigstes Ziel ist es, dass die Menschen sie finden und gerne zu ihr kommen. Sie sollen wissen, dass sich Angelika Zeit für sie nimmt. “Man muss ja die Leute irgendwie auf sich aufmerksam machen. Ja, das ist jetzt meine nächste Herausforderung”, sagt Angelika und klingt dabei richtig vorfreudig.

Ihren persönlichen Erfolg der Umsetzung beschreibt Angelika als “warmes, schönes Gefühl” und auf die Frage, was sie ihrem damaligen Ich raten würde, antwortet sie zuversichtlich: "Du hättest dich schon viel früher trauen können … den Mut einfach
aufbringen und machen.”

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